Maschinen, die wie Menschen denken
Unsere Software-Entwickler Tobias und Markus waren beim Golem Tech Summit 2016 in Berlin. Mitgebracht haben sie die aktuellen Trends rund um neuronale Netzwerke. Ihr Fazit? Die Zukunft wird entweder unglaublich intelligent oder völlig irre – oder beides.
Wenn es ein IT-Problem zu knacken gilt, hauen Entwickler in die Tasten. Noch. Denn neuronale Netze mit kryptischen Namen wie DCNN, RCN und LSTM werden ihnen bald die Arbeit abnehmen. Sie erlernen eigenständig Algorithmen anhand von Trainingsdaten und entwickeln ihre Intelligenz so automatisch immer weiter. Das könnte die gesamte Softwareentwicklung auf den Kopf stellen – und nicht nur sie, wie der Golem Tech Summit gezeigt hat.
Durchbruch für neuronale Netzwerke
Das theoretische Fundament für neuronale Netze wurde bereits in den 1940ern gelegt. Zur Marktreife gelangten sie aber erst im Zuge der rasanten Digitalisierung: Die Performance hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, es gibt deutlich mehr und leichter verfügbare Trainingsdaten. Außerdem erzielen heutige “Deep Neuronal Networks” mit ihren mehreren Schichten von Neuronen deutlich bessere Ergebnisse als frühere Produkte.
Künstliche Genies
In manchen Wissensgebieten sind neuronale Netze bereits heute klüger als der Mensch. Nachdem er mit Millionen Bildern gefüttert wurde, kann der Microsoft-Algorithmus ResNet beispielsweise Objekte auf Bildern deutlich besser einordnen als unser Gehirn. Noch beeindruckender: Googles künstliche Intelligenz hat einen Großmeister im Go-Spiel – das weit komplexer ist als Schach – am Brett geschlagen. Sogar dem Nintendo-Klassiker “Super Mario” wird Bewusstsein eingehaucht.
Aktuelle Versuche gehen noch einen Schritt weiter. Erste Netze sind heute in der Lage, richtige Kunstwerke in Text, Bild und Audio zu schaffen. Sie komponieren komplette Musikstücke oder imitieren kongenial die Malstile alter Meister. Picasso 4.0 sozusagen.
Business automatisieren
Die Technologie ebnet aber vor allem auch in der Geschäftswelt neue Wege. Netzwerke können beispielsweise über die persönlichen Vorlieben von Kunden und Zielgruppen hinzulernen. Das hilft Marketers dabei, ihre Botschaften individuell zuzuschneiden und richtig zu adressieren.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Facebook mit seiner Messenger-Erweiterung “M”. Dieser Chatbot verarbeitet und beantwortet Eingaben nahezu autonom und erledigt Aufgaben wie Reservierungen im Restaurant oder Produktrecherchen im Internet. Die Software speichert individuelle Präferenzen und lernt mit jeder Interaktion dazu, sowohl von Einzelpersonen, als auch vom Kollektiv der Nutzer.
Auf dieser Basis lassen sich künftig viele Service- und Vertriebsprozesse in den Chat verlagern. Es könnte bald ganz normal sein, ganz bequem über einen Messenger-Dienst einzukaufen.
What´s next?
Die beeindruckenden Anwendungsfälle beim Golem Tech Summit sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir noch ganz am Anfang der Entwicklung stehen. Wenn sich selbstlernende Systeme allerdings weiterhin so rasch entwickeln, könnten sie Wirtschaft und Gesellschaft schon bald grundlegend verändern.
Noch gibt es übermenschliche Super-KIs nur in Hollywood – und nicht immer stehen sie auf der Seite der Guten. Was wird geschehen, wenn sie Realität werden?